PROTOKOLLE

Montag, 19. März 2007

Dikussionsprotokoll 26.01.2007

ca.12:30-13:00
Weblogforschung und Kulturwissenschaftliche Technikforschung

Forschungsfeld „Technik“ und Involviertheit sowie Selbstreflexion der ForscherIn:
Wie sehr bin ich mit der Technik (bspw. Internet, Bloggen) selbst vertraut? Welche Rolle spielen mein Erfahrungswissen und theoretisches Wissen im Forschungsdesign?

Technik nicht nur als Forschungsfeld sondern eventuell gleichzeitig als methodischer Zugang: Die zwei Ebenen sind in der Reflexion auseinander zuhalten: z.B.: Online-Interviews zu quantitativen Erhebungen vs. Umgang von NutzerInnen mit ihrem PC (u.a. räumliche Situierung des PCs in der Wohnung etc.)


ca.14:00-15:30
Abschlussdiskussion über soziokulturellen Wandel und Weblognutzung &Seminarauswertung

Allgemeine Rückmeldungen:
Das Thema wurde mit großem Interesse aufgenommen, da es in dieser Form am Grazer Institut nicht vertreten sei.

Kritik am Seminar-Weblog:
- Die Beteiligung am SE-Weblog wurde mehrheitlich als druck-beladen beschrieben, da die Beteiligung in Zusammenhang mit der Beurteilung der SE-Leistungen erlebt wurde.
- u.a. wurde ein Vergleich zum von Studierenden des Instituts initiierten Forum „VundK.at“ (http://www.vundk.at/phpBB2/index.php) angestellt, da auch dieses nach anfänglich stärkerer, dann eher begrenzter Beteiligung „erfreue“.
- Einige meinten, dass die Existenz des Forums unter den Studierenden einfach nicht bekannt sei; andere bemerkten, dass selbst unter jenen die es kennen würden kaum Austausch im Forum stattfinden würde.
- Im Vergleich dazu würde eine Mailingliste am Institut für Slawistik bestens funktionieren – zu Semesterbeginn würde die Mailingliste von den Lehrenden in der LV beworben.
- Die öffentliche Exponierung der eigenen Meinung [als Posting, Kommentar zu Posting oder Protokoll] wurde von einigen als unangenehm empfunden, auch da sie nun „endgültig“ sei, da schriftlich festgehalten.
- Das Posting eines Katzen-Fotos am SE-blog wurde von einigen als befreiend empfunden, dieses Posting hätte auch am meisten Kommentare erhalten.
- Es entstand eine kurze Diskussion darüber, ob dieses Foto nun etwas auf dem SE-Weblog - welches von einigen als wissenschaftliches Blog definiert wurde - verloren hätte oder nicht.
- Aus der Form der geposteten Beiträge wurde die Nicht-Vertrautheit mit dem Medium Weblog herausgelesen; sie seien mehrheitlich sehr lang gewesen und die Technik des Trackback-Setzens wurde so gut wie nicht genutzt.


Technik als Enabling-Potenzial:
Nicht-NutzerInnen eines Mediums (hier SE-Weblog) seien genauso wichtig wie die NutzerInnen, da erstere über die Grenzen des Mediums informieren.
Welchen Erkenntnisgewinn können wir diesbezüglich aus dem SE-Weblog ziehen?

Es brauche Zeit, dass ein Blog „entsteht“, so gesehen sei es nicht überraschend, dass der SE-blog kein richtiges „Eigenleben“ hatte.
Es gab zwar viele Postings, doch vergleichsweise wenige Kommentare.


Haben sich durch das SE nun Erklärungsansätze für die oben beschriebenen Sachverhalte ergeben?
Wo liegen die Hemmschwellen zur Nutzung eines Weblogs oder Forums?

- Weblogs würden kontextspezifisch/ in bestimmten Lebenssituationen als Kommunikationsmittel genützt: z.B. als Erasmusstudierende, um trotz physischer Distanz einen „alltäglichen“ Kommunikationsraum mit Freunden/Familie zu gestalten.


SE-Weblog sollte ein praktisches Moment in der Auseinandersetzung mit den SE-Inhalten darstellen.
Die Annäherung und Nutzung des SE-Weblogs könne mit der Annäherung an jedwedes „fremdes“ Forschungsfeld verglichen werden. Die Begegnung mit dem Fremden/Anderen bzw. mit Etwas das uns fremd ist, sei integraler Bestandteil des Faches der Kulturanthropologie/Volkskunde und in diesem Sinne seien auch die technischen Formate der Neuen Medien und deren Nutzung/NutzerInnen als Forschungsfeld zu verstehen.


Protokolle:
- Die Protokolle waren ursprünglich dazu gedacht, die Diskussionen aus dem SE online weiterzuführen, dies kam jedoch nicht zustande.
- Es wurde länger darüber diskutiert, dass das thematische Protokoll [im Unterschied zum chronologischen P.] ein Format sei, dass die Neu-Strukturierung bzw. thematische Gliederung und Verdichtung der Diskussionsinhalte erfordere und in diesem Sinne eine Aufbereitung des Gesagten bedeute (unterschiedliche Positionen im Konjunktiv wiedergeben + persönliche Ergänzungen). Da dieses Protokollformat den Studierenden weitgehend fremd war, lief diese Seminar-Leistung vor allem auf den Erwerb der Strukturierungskompetenz hinaus.
- Es wurde die Frage aufgeworfen, ob es nicht sinnvoll wäre das Einüben von Strukturierungskompetenzen (z.B. Protokoll-Verfassen) in Lehrveranstaltungen zum „wissenschaftlichen Arbeiten“ einzubauen.
- Eventuell hätten diese Fragen zu Beginn des SE geklärt werden können und bspw. ein Leitfaden zum Verfassen des Protokolls zur Verfügung gestellt werden.

In ähnlicher Weise würde das Verfassen der Magisterarbeit zum Erwerb bestimmter Kompetenzen führen (u.a. Strukturierung von Inhalten), die einem auch etwas bringen, wenn man außerhalb des wissenschaftlichen Feldes arbeitet.


Referate:
Die Erarbeitung der Kompetenzen zur Gliederung von Inhalten bzw. das Finden einer Struktur für Referate sei Teil des Studiums, jedoch könne ein vorab Feedback bspw. zur Struktur des Referats im Lernprozess vorteilhaft sein.

Freitag, 26. Januar 2007

Protokoll zur 10. Einheit vom 19.1.2007

The Long tail

Es lässt sich feststellen, dass die Gesamtheit der unpopulären Blogs, die im Internet zu finden sind, die Anzahl der populären bei Weitem übersteigt. Des Weiteren ist auffallend, dass der größte Teil der tagebuchartigen blogs von weiblichen Usern, davon vielen im Teenageralter, geschrieben wird, während erwachsene Männer den größten Teil der Betreiber von Filter blogs, K-logs und Mixed blogs ausmachen.

Dass Weblogs für Teenager so interessant sind hat mehrere Gründe:
Zum einen ist die Kontinuität des Selbstbildes in der Pubertät gestört. Die eigene Identität wird wichtig, es kommt zu Selbstreflektion und Dingen wie Sprache oder physischer Erscheinung wird eine größere Bedeutung beigemessen. Es bildet sich bei Teenagern das Gefühl heraus, von einem imaginären Publikum beobachtet zu werden und dass dieses Publikum auf persönliche Erzählungen wartet.
Deswegen bieten Weblogs für Anghörige dieser Altersgruppe folgende Vorteile:
-Weblogs sind einfach handzuhaben
-Posts sind archivierbar
-Interaktion mit anderen Usern ist möglich
-Der Autor kontrolliert die Kanäle, was sich gut zur Selbstdarstellung eignet
-Weblogs sind flexibel und leicht veränderbar

Charakteristika eines Teenager-blogs:
-Es gibt bestimmte Aspekte der Selbstdarstellung wie etwa das Aussuchen eines Nicknames oder des Blogtitels
-Konzentration auf bestimmte Themen wie Schule, Freizeit, Liebe, Musik
-Interaktivität: Links führen zu blogs der Freundinnen und zurück
-Eigene Sprache, Emotes, Kreativität in Design

Es findet also eine Auseinandersetzung mit der realen Welt statt.

Blogs werden als Möglichkeit zur Identitätskonstruktion verwendet. Dabei sind laut Ingrid Reichmayr einige Punkte zu beachten:
-Die Arbeit an einem blog erfolgt umfassend und durchgängig
-Die Arbeit erfolgt reflexiv
-Die Arbeit erfolgt interaktiv und innerhalb einer Gruppe
-Bloggen findet als Spiel mit der Sprache statt
-Bloggen findet als Spiel mit Design statt.

Zur Funktion des Bloggens:
-Wie Anfangs schon erwähnt, dient bloggen vielen als Hilfe bei der Entwicklung des Ich
-Beziehungen zu anderen Menschen werden gestaltet und geführt
-Gedankten werden reflektiert
-Das bloggen hat auch eine therapeutische Funktion
-Längerfristige Diskurse können geführt werden

Donnerstag, 25. Januar 2007

Diskussionsprotokoll zur 11. Einheit am 19.01.2007 von 11.30-13.00 Uhr

Thema: Veröffentlichung des Persönlichen? – Webpages – Webcams – Weblogs

Der Vortrag im Überblick

Ø Persönlichkeitsmerkmale und Motive von Homepagebesitzern
o Form des Narzissmus, Missbrauch des Webs, Spiel mit Identität?

Ø Selbstdarstellung
o direkt/indirekt; verändert sich Selbstdarstellung im Alltag

Ø Webcams
o Globalisierung der Wahrnehmung, Fenster in den virtuellen Raum der Kommunikation, Inszenierung von Privatheit

Ø Tagebücher auf privaten Homepages
„one-to-many“-Kommunikation, Dokument vieler und nicht eines Einzelnen

Während des Referats wurde eingeworfen, dass laut Bernd Jürgen Warneken (Die Ethnographie popularer Kulturen, Wien u. 2006, 9 f.), die Begriffe Populärkultur und Popularkultur unterschieden werden können.

Was bedeutet eigentlich Privatheit?

In der anschließenden Diskussion ergänzt eine Referentin noch, dass die Definition von Privatheit unterschiedlichen Vorstellungen unterliege. Es gebe daher keine exakte Definition. Man könne den Begriff der Privatheit wohl am ehesten mit räumlicher Abgegrenztheit und Bezogenheit auf sich selbst umschreiben.
Eine Seminarteilnehmerin stellt die These auf, dass der Trend von „Menschen wie du und ich“, Privates in die Öffentlichkeit zu bringen, darauf zurückzuführen sei, dass diese zu Stars mutieren wollen. Denn umgekehrt seien Prominente sehr darauf bedacht, ihre Privatsphäre zu schützen.
Die Frage, wo eigentlich die Grenzen zwischen Privatheit und Intimität legen, wurde aufgeworfen. Bei Reaktionen von Stars könne man einen Unterschied erkennen, denn diese hätten zwar kein Problem mit der Veröffentlichung von Privatfotos, aber mit der von intimen Fotos schon.
Was heißt also privat? Eine Kollegin meint, die Definition hänge vom subjektivem Empfinden ab. So wissen z. B. manche Ehepaare voneinander nicht einmal, was sie wählen; dagegen plakatieren Aktivisten ihre politische Meinung geradezu. Dies sei wiederum als Selbstdarstellung zu interpretieren.
Solange man selbst die Kontrolle über das habe, was vom Privaten nach außen gelangt, werde die Privatsphäre nicht verletzt.
Ein Teilnehmer spricht in diesem Zusammenhang von Erving Goffman, der die Begriffe Vorder- und Hinterbühne verwende, wobei die Hinterbühne die Privatheit signalisiere, auf der man sich auf das vorbereiten könne, was auf der Vorderbühne auf einen zukomme.

Was sind Faktoren, die Privatheit konstituieren?

Auf diese Frage lautete eine Antwort: Wenn sie publik wird.
Stars sei es oft egal, wenn ihr Sexualleben an die Öffentlichkeit kommt, doch sei es oft ein Problem für sie, wenn ihr Privatname bekannt wird. Damit wurde bestätigt, dass es dabei um subjektives Empfinden geht.
Es gehe um die Frage der Vor- und Nachteile. Es stehe immer ein Zweck dahinter, so kann z.B. auch negative Publicity positive Effekte haben.
In den USA gibt es mittlerweile eine Firma, die sich auf das Löschen von Einträgen im Web spezialisiert haben, die über oder von demjenigen/derjenigen veröffentlicht wurden.
Öffentlichkeit sei also relativ. Es könne sogar vorkommen, dass die Einträge erst zu einem späteren Zeitpunkt unangenehm werden. Die Vergangenheit könne einen sozusagen einholen.
Wir stellten fest, dass Privatheit schwierig zu bestimmen ist, aber tun wir das zu beliebig?

Ist es zufällig?

Laut Pierre Bourdieu seien auch Geschmacksfragen sozial strukturiert, also wieso sollte die subjektive Definition von Privatheit zufällig passieren. Von daher wäre nach Kriterien zu fragen, die bestimmen, was unterschiedliche soziale Gruppen als privat empfinden. Durch das Phänomen der Anonymität in der Internetkommunikation fallen gewisse Merkmale der ko-präsenten Kommunikation weg. Das kann dazu führen, dass z.B. intimere Dinge leichter beredet werden können.
Insofern hänge es also immer von den Konsequenzen ab, die sich daraus für den/die jeweilige/n Nutzer ergeben. Während offenbar in nicht wenigen Fällen kaum heraus zu bekommen ist, wie viel jemand verdient, hat er u.U. kein Problem sein ganzes privates Leben auf einer Homepage auszubreiten (Fotos von Haus und Familie z.B.).

Gibt es kulturelle Unterschiede?

Unter Menschen aus gleichen sozialen Lagen trifft man oft auf ein ähnliches Verständnis von Privatheit.
Über Kriegsopfer und die Opfer des Tsunami wurden Fotos ins Internet gestellt, doch darüber habe sich selten jemand beschwert, da dieses anonym passierte.
Bevor man behauptet, dass sich Öffentlichkeit in der Internetkommunikation verschiebe, solle man das Phänomen der Anonymität mitbedenken.

Ist Anonymität eine Utopie?

Schließlich wurde diskutiert, in welcher Weise im Internet tatsächlich Anonymität gewahrt werden können. Eine Position lautet, dass im virtuellen Raum nichts anonym sei oder bleibe. Die Anonymität lasse sich mit ausreichendem technischen Wissen und Ausdauer so gut wie immer aufdecken.
Der Nickname ist nur eine Konstruktion. Man gebe sich als jemand anders aus und ändere so seine Identität. 08/15 User täten sich diesen Aufwand gar nicht an.
Es stellt sich die Frage, ob die User überhaupt anonym bleiben wollen. Jeder, der die wahre Identität von jemandem wissen will, könne es heraus finden, mit den entsprechenden technischen Vorraussetzungen. Wenn es sich um kriminelle Tätigkeiten handelt, liege der Fall sowieso anders, da man dann auch eher bereit ist, viel Zeit zu investieren.
Das Beispiel eines Mädchens wird in die Diskussion geworfen: Ein Kind wurde sexuell missbraucht. Die Polizei verfügte über entsprechende Photos. Sie stellte das Bild des Opfers des Verbrechen ins Internet und so konnte es identifiziert werden. Einerseits vermochte man sie auf diese Weise zwar ausfindig machen (und vor eventuell neuen Übergriffen beschützen werden, andererseits ist ihre Geschichte jetzt bekannt, nämlich dass sie sexuell missbraucht wurde. Sie kann nicht mehr selbst entscheiden, mit wem sie darüber reden will. Es wird öffentlich diskutiert.
Im Netz seien solche Fälle nachhaltiger. Es werden ständig neue Suchsysteme entwickelt. Vielleicht sei es irgendwann möglich, personengefilterte Daten abzurufen.
Es habe Konsequenzen, wenn der Aufwand weniger wird.

Bewusstsein über das, was veröffentlicht wird?

Es werde häufig dementiert, dass bei NutzerInnen kein Bewusstsein darüber bestünde, dass das was sie ins Internet stellen, der Öffentlichkeit zugänglich wird.
Viele sagen sich auch, sie haben nichts zu verbergen.
Oft würden Details ins Netz gestellt, weil man glaube, es würde niemand lesen.
Google löscht allerdings selten bis kaum und oft wisse man gar nicht, was über sich selbst im Netz alles zu lesen ist. 97% der Personalchefs googeln ihre Mitarbeiter bevor sie sie einstellen.
Diese Tatsache solle man sich vor Augen halten, bevor man sich im Internet präsentiert. Dabei solle man sich vor allem die Frage stellen: Wie will ich mich präsentieren und welchen Zweck verfolge ich damit?
Die gegenwärtige gesellschaftliche Anforderung laute sich als Subjekt („Sei das Subjekt Deiner selbst“) zu konstituieren . Es gehe dabei um die je eigene Sinngebung. Foucault spricht in diesem Zusammenhang von „Selbsttechnologie“. Es gehe nicht mehr um Befehle, sondern um Selbstorganisation. In diesem Sinne, so eine These, könnten Weblogs helfen diese Fähigkeiten einzuüben. Sie seien folglich funktional für die neuen gesellschaftlichen Anforderungen.
In diesem Zusammenhang fügte ein Seminarteilnehmer hinzu, dass Anonymität wichtig sei, um Herrschaftstechniken zu entgehen. Für viele sei dies aber ein Problem, da sie selbst ihre Identität noch nicht entwickelt hätten. Bei Jugendlichen seien solche möglichen Fehler aber notwendig, als Lern- bzw. Ablösungsprozess. Letzterer sei, vor allem in unserer Gesellschaft, nicht zu umgehen.

AngelikaD

Samstag, 13. Januar 2007

Diskussionsprotokoll zur 6. Einheit am 17.11.2006

Thema: Tagebuch und Weblog: Subjektiv und authentisch? Sprachliche Aspekte in Ego-Zeugnissen. Die Rückkehr des Autors?

Zu Beginn der Diskussion verweist der Seminarleiter auf den Begriff Selbsttechnologie im Kontext von Weblogs. „Der Begriff der Selbsttechnologie geht auf Foucault zurück. Er konzipierte in [sic] als Gegensatz zu Herrschaftstechnologien, die stärker auf die Unterwerfung des Individuums zielen.“ Der Begriff soll somit ausdrücken, dass sich das Individuum durch bewusstes Denken und Handeln transformiert und sich so in einen Zustand von Zufriedenheit und Glückseeligkeit versetzt (vgl. Julia Franz: Praktiken des Bloggens im Spannungsfeld von Demokratie und Kontrolle, Seite 3). Mit dem Verfassen von Blogs verhält es sich ähnlich, da dies nicht fremdbestimmt ist und daher eine Art der Selbstpräsentation bzw. Selbstverwirklichung darstellt.

Weblog als Selbstinszenierung?

Es kommt die Frage auf ob Weblogs nicht hauptsächlich zur Selbstinszenierung verfasst werden. Von einigen wurde befunden, dass dies zutrifft weil Weblogs meist in der Hoffnung von anderen gelesen zu werden geschrieben werden. Im Gegensatz dazu gilt das Tagebuch als persönlicher, weil die VerfasserInnen davon ausgehen können, dass es von keinem Dritten gelesen wird.

Politikerblogs

In weiterer Folge wird die Frage gestellt, wer Politikerblogs liest, wenn diese hauptsächlich der Selbstinszenierung dienen d.h. als Marketingstrategie eingesetzt werden.
Es wurde die Vermutung angestellt, dass sich v.a. Aktivisten für die Inhalte dieser Blogs interessieren könnten. Ein Beispiel aus dem Präsidentschaftswahlkamp in den USA zeige eine nur begrenzte Reichweite von Blogs. Man nahm dort an, dass ein Politiker, dessen Blog als erfolgreich galt und viele Zugriffe zu verzeichnen gehabt hatte, auch dementsprechend viele Wähler haben würde. Dies hat sich jedoch nicht bewahrheitet.

Blog vs. Tagebuch

Im Gegensatz zu Tagebüchern, die nicht-öffentlich sind und für deren Inhalt man aus diesem Grund nicht belangt werden kann, ist das Verfassen eines Weblogs mit gewissen Einschränkungen verbunden. Weblogs sind öffentlich zugänglich, weshalb sich die VerfasserInnen mit anderen juristischen Vorgaben auseinandersetzen müssen.

Weiters kam die Frage auf, ob es bereits Statistiken gibt, die eine Entwicklung des Tagebuchschreibens dokumentieren. Eine Ansicht dazu war, dass es heute aufgrund der Weblogs, die das Führen eines Tagebuches sehr leicht machen, mehr „Tagebuchschreiber“ geben könnte. Es gibt jedoch dahingehend keine Studien, weil das Phänomen noch zu jung ist und es keine Zahlen von früher gibt, die einen Vergleich ermöglichen.

Zusätzlich wird bemerkt, dass die softwaretechnische Vereinfachung des Weblog-Schreibens mittels Tools und Templates es offenbar jedem ermöglicht, ein ansprechendes Design für das Weblog zu erstellen.

Kulturelle Aspekte des Bloggens

Auf die Frage ob die Alltagssprache durch das Bloggen verändert würde bemerkte eine Studentin, die selbst einen Blog führt, dass dies unbewusst passieren würde. Im Rahmen der Diskussion um eine mögliche Sprachveränderung lautete eine Position, dass Sprache einem ständigen Wandel unterworfen ist und daher nicht für alle Zeiten gültig bleiben kann.

Zum kulturellen Aspekt des Internets wird erwähnt, dass das Internet zur Stabilisierung sozialer Beziehungen beitrage. Außerdem ermögliche es ein zivilisiertes Kommunizieren in prekären Situationen wie z.B. Scheidungssituationen.

LydiaM & MarionM

Mittwoch, 10. Januar 2007

Protokoll zur 7. Einheit am 16.12. 2006

Thema:“Lesesucht“ und „Lesewut“ und Banalisierungs- und Trivialitätsverdacht. symbolischer Klassenkämpfe im 18./19. und 21. Jahrhundert (Diskurse 1-Kulturpessimismus)

Innovationen finden begeisterte Befürworter und erbitterte Gegner. Die „Lesesucht“ im 18. und 19. Jahrhundert war verbunden mit verschiedensten Ängsten seitens aller männlich dominierten Institutionen, die ihre Vormachtstellungen beibehalten wollten.
So wie sich vor einigen Jahrhunderten eine Elite durch das Lesen der Bevölkerung bedroht sah, geht es heute dem Journalismus. In der Banalisierung des Bloggens sieht der klassische Journalismus die Chance die Monopolstellung beizubehalten. Es herrscht ein Klassenkampf vor, Bourdieu würde das Klassenfraktionen nennen.
Wird nicht alles von bestimmten Gruppen banalisiert, ist es dann nicht klar, dass auch das Netz nicht davor gefeit ist? Bourdieu meinte: Geschmacksfragen sind sozial vermittelt.
Beim Banalen geht es um die Ästhetik, diese wird in der Wissenschaft ausgeklammert, sie ist nicht objektiv messbar. Wir sollten bei scheinbar banalen Weblog- Inhalten nicht nach ästhetischen Gesichtspunkten urteilen, sondern nach der Bedeutung dieser, aus unserer Sicht trivialen Inhalte fragen.
Damals stellte man die Frage: „Wer darf lesen?“(sich eigenes Wissen und eine eigene Meinung aneignen), heute: „Wer darf schreiben?“(sein/ ihr eigenes Wissen und die eigene Meinung einer breiten Öffentlichkeit mitteilen). Diese Fragen sind legitim, wenn man einen Stillstand der Entwicklung von Gesellschaften erzwingen will, dieser Stillstand ist eine Illusion und nützt niemandem.
Was damals und auch heute bewusst dazu kam oder kommt, ist der Gender Bezug, vor allem dort wo Frauen am Lesen bzw. Schreiben waren und sind, findet sich die Verniedlichung, Banalisierung oder Trivialisierung der Taten. Es ist interessant, wie diese Vorurteile und Stereotypen in einer Gesellschaft über Jahrhunderte hinweg verhaftet sind, vor allem passiert diese „Verteufelung“ immer in ähnlichen Mustern.
Eine Einteilung der Blogs in verschiedenste Kategorien ist schwierig bis unmöglich.
So können Beiträge in einem Blog mehrere verschiedene Gruppen ansprechen.
„Was ist öffentlich was persönlich?“ könnte man bei Blogs fragen und zugleich in diese zwei Bereiche einteilen oder sie nach regionalen oder gruppenspezifischen Gesichtspunkten analysieren bzw. kategorisieren.
Die wissenschaftliche Forschung thematisiert zurzeit fast nur sogenannte Filter- Blogs, die meist von erwachsenen, gebildeten Männern geschrieben werden und die zu öffentlichen Themen Stellung nehmen. Der Großteil der Weblogs, nämlich die persönlichen Online- Journale, die meist von Frauen und Jugendlichen zu privaten Themen geschrieben werden, wird im wissenschaftlichen Diskurs kaum wahrgenommen.
Auch wenn persönliche Online- Journale oft banal anmuten, sind gerade sie ein interessantes Forschungsfeld für die Volkskunde und Kulturanthropologie.

Boris G. / Barbara M.

Mittwoch, 3. Januar 2007

Protokoll zum Vortrag vom 16.12.2006

Vom Tagebuch zum Weblog. Zum Wandel eines analogen Kulturmusters.
Unter der Leitung von Dr. Klaus Schönberger, WS 06/07



Von der Brechtschen Radiotheorie in den 1920ern zu den Weblog- bzw. 2.0 Medienrevolutionen zu Beginn des 21. Jahrhunderts.

Bertolt Brecht entwickelte eine der ersten Radiotheorien. Darin fordert er eine Demokratisierung des Rundfunks, das Radio sollte jedem zugänglich sein und jeder Hörer sollte die Möglichkeit haben zu senden.
Als schließlich das Medium Internet aufkam, versprach es all das was in Brechts Raditheorie angestrebt wurde. Die neuen technischen Errungenschaften und das rege Interesse der User schufen so etwas wie eine „Graswurzelbewegung“.
Entwicklungen wie Open Source, Open Content sowie Weblogs ermöglichten Internetnutzern sich und ihre Meinung zu präsentieren, ihre Interessen zu vertreten, (soziale) Netzwerke zu knüpfen, dies auch noch kostenlos und auf den ersten Blick für jeden zugänglich.

Diskussion in der Gruppe:
Blogosphäre: Wird von Seminarteilnehmern als Verstärker, Beschleuniger der Meinungsfreiheit gesehen der uns ermöglicht unsere ungefärbte, monopolfrei Meinung abzubilden.
Gegenfrage aus der Gruppe: Aus welchem Grund sollte sich jemand anderes für meine Meinung interessieren?!
Eine mögliche Antwort: Die Abbildung unserer jeweiligen Meinung ist gekoppelt an die individuelle Kompetenz des Senders, was der Brechtsche Radiotheorie entspricht.
Genderswapping: sich im Netz als „ein anderes Geschlecht“ darzustellen.
Es gibt demgegenüber wissenschaftliche Untersuchungen, die diese Möglichkeit als quantitativ
vernachlässigbar darstellen. Demnach gebe es eine Tendenz, dass die NutzerInnen im
Netz auch nichts anderes machen bzw. haben wollen wie außerhalb des Netzes. Z.B.: Wenn eine reife Dame erkennt, dass sie mit einem 12 Jährigen kommuniziert, bricht sie den Kontakt sofort ab.
„Konstruierte Identität: welchen Stellenwert hat sie bei den Usergruppen wenn sie dem oben genanten gegenüber stellt?“
Wie man sich im Internet gibt ist abhängig von der spezifischen Nutzergruppe bzw. von der sozialen Zugehörigkeit. Dies wird auch z.B. bei den Lesegewohnheiten deutlich, Onlinezeitungen wie Stern, Spiegel, Focus etc. verzeichnen eine ähnlich hohe Frequenz wie als Zeitung, weil sich die selbe Lesergruppe dafür interessiert.
Kanalreduktion: Zentrale äußerliche menschliche Unterscheidungsmerkmale (Körperlichkeit) sind im Netz nicht ersichtlich, alles muss erst erfragt werden. Auch hier gibt es Geschlechtergrenzen.
In diesem Zusammenhang wurde diskutiert, inwiefern nicht die Einteilung in Geschlechter auch hier noch zentral sei. Während eine Position vertrat, dass auch im Netz
Geschlechtergrenzen unter den Bedingungen von technisierter Kommunikation aufgehoben werden können, wurde aber auch die Erfahrung artikuliert, dass dieselben heutzutage in den Chats keine Rolle spielen bzw. gar nicht interessieren würden.
Zum Begriff der "Medienrevolution": Es wurde diskutiert inwiefern es eine solche tatsächlich gebe.
Gemessen an der Brechtsche Radiotheorie könnten so eine Position in der kulturwissenschaftlichen Literatur zur Internetnutzung – noch am ehesten die Weblogs in diesem Sinne eingeordnet werden. Aber auch hier sei der Begriff mit Vorsicht zu genießen.

Diskussion der Gruppe über positive Wirkungen des Netz:
    * Möglichkeit zu jeder Zeit und ohne Einschränkung zu kommunizieren. (=Ubiquität)
    * Kostenloses Wissen auf allen Ebenen
    * Unterhaltung
    * Zeitersparnis
    * Globalität
    * Flachere Hierarchien durch die veränderte Kommunikationsstruktur
    * Politik ist nicht nur mehr am Infostand oder durch die Medien zugänglich

    Mit Blick auf die im Kontext von Netzkommunikation diskutierte Informationsflut lassen sich zwei Positionen idealtypisch von einander abgrenzen:
    Pro: durch die große Menge an Informationen wird die Manipulation z.B. auf politischer Ebene gering, in relativ kurzer Zeit sehr viele Informationen.
    Contra: ist nicht vorraussetzungslos, verlangt nach der Qualifikation auszufiltern, sprachliche Kompetenz, Begriffe abstrahieren bei der Suchmaschinensuche.

    Fazit:
    Eine kulturwissenschaftliche Untersuchungsebene liegt darin, die Metaebene zu reflektieren. Hier wird nach der Funktion der Diskurse gefragt. Welchen sozialen Sinn ergeben diese Diskurse über soziokulturelle Praktiken. (Auch in diesem Kontext ist Bourdieus Kulturtheorie und seine Begrifflichkeit hilfreich).
    Wer über entsprechende Kapitalsorten verfügt, verfügte zugleich über größere Nutzungsmöglichkeiten. In diesem Zusammenhang wurde eingeschätzt, dass die Implikationen der Techniknutzung tendenziell dazu führen dürften, Nutzern mit entsprechendem Kapital in ganz anderer Weise zu nutzen, als beispielsweise bildungsfernen sozialen Gruppen.
    In einer solche Sicht ermöglicht oder unterstützt das Internet (etwa als Katalysator) soziokulturelle Entwicklungen, ist aber nicht deren Verursacher

Montag, 27. November 2006

Kommentar zur 4ten Einheit

Es geht in der "Privatsphäre im Netz"- Debatte gar nicht im Kern um die Daten, die wir über uns selbst veröffentlichen. Das heißt: Es geht schon darum, aber das ist nicht der wichtige Punkt. Viel interessanter, wichtiger, kritischer sind die Daten, die andere über uns veröffentlichen.

Bilder auf Flickr, Weblogeinträge, Annotationen; es kommen immer mehr digitale Spuren über uns ins Netz, die wir nicht direkt selbst digital verursacht haben.
Es reicht, dass irgendwer ein Foto von uns auf einer Veranstaltung aufnimmt und es auf Flickr stellt. Ein anderer erkennt uns zufällig darauf und annotiert das Bild mit dem Namen - und schon weiß der Chef, dass man beim Fußballspiel und nicht krank war. Nicht mehr lange und Suchmaschinen werden auf Fotos Personen erkennen können - dann wird der Vorgang automatisiert (teilweise ja schon jetzt möglich!!!!!)

Es wird interessant sein, zu beobachten, wie sich eine "Daten-Ethik" in Weblogs, Fotodiensten und im Web allgemein entwickeln wird:
Nach welchen Regeln veröffentlicht man Daten über andere?
Ich finde zur Zeit ganz interessant, wie das Teenager in ihren Tagebuch- Blogs machen: Manche nennen ihren Klarnamen und die ihrer Freunde. Alle Sauforgien und Exzesse sind sauber dokumentiert im Netz und werden wahrscheinlich ewig personenbezogen auffindbar sein.
Hier ergibt sich dann in Folge das Problem (wie oben schon genannt), später einmal eine gute Arbeit zu finden. Denn über den, der heutzutage neu eingestellt wird, wird im Vorfeld heftigst recherchiert, ob er/sie ja eine „reine weiße Weste“ hat.

Andere gehen sehr differenziert mit Namen um, verwenden Pseudonyme, Kürzel oder Verfremdungen - zum Teil wohl, damit die Genannten die Einträge über sie selbst nicht finden können, zum Teil aber offenbar ganz bewusst, um die Identitäten der Be-bloggten (die mitlesen und manchmal mitkommentieren) zu schützen.

Daten über andere Personen zu veröffentlichen ist ein Eingriff in deren persönliche Rechte. Man muss behutsam damit umgehen.
Im Vorfeld muss man also den/die Betroffene;
• Fragen, bevor man ein Foto einer anderen Person veröffentlicht.
• Fragen, bevor man in Weblogeinträgen Bezug auf offline geführte Gespräche oder offline statttgefundene Treffen nimmt.
• Nachdenken, bevor man irgendwelche Daten mit persönlichen Daten einer anderen Person annotiert.


Weblogs verändern demnach unser Verständnis von Massenkommunikation. Die kleinen tagebuchartigen Webseiten werden ohne finanziellen Aufwand von Einzelpersonen geschrieben und erreichen die Leserzahlen von Tageszeitungen. Sie sind wirtschaftlich, und damit im Gegensatz zu vielen traditionellen Massenmedien auch inhaltlich unabhängig. Sie sprechen eine völlig neue Sprache, die der privaten Kommunikation ähnlich ist.

Die Blogosphere ist deshalb aber keine schreckliche Hölle der Wahrheit, sondern ein neuer Ort für Dialog mit den Bezugsgruppen und eine neue Möglichkeit Feedback zu generieren. Trotzdem muss man sich im klaren sein, das persönliche Daten für andere zugänglich gemacht werden und das dieser Vorgang nicht so ganz ungefährlich ist.

Freitag, 24. November 2006

Kommentar zur 6. Sitzung: Teilidentitäten und virtuelle Gemeinschaften

Mein Kommentar zur Authentizität von Weblogs bezieht sich auf die sogenannten „Patchwork-Identitäten“ – der Konstruktion von Identitäten in der Spätmoderne. 2003 setzte sich Heiner Keupp aus der Sicht der Sozialpsychologie mit dieser Thematik auseinander. Unter Zuhilfenahme der Metapher des „Patchworks“ versucht er, die Mechanismen der Identitätsbildung freizulegen (Kategorien: Arbeit, Liebe, soziale Beziehungen und kulturelle Verortung). Als eine dieser Teilidentitäten sieht Heiner Keupp virtuelle Gemeinschaften, die sich mit der verstärkten Nutzung des Internets gebildet hätten und die - wie im Seminar angesprochen - ein „Gefühl der Zusammengehörigkeit“ erzeugen könnten. Was soviel hieße, dass der Mensch der Spätmoderne an verschiedenen Gemeinschaften partizipiert. H. Keupp’s Hypothese lautet daher: „Das Subjekt als Vielheit,“ während Max Weber noch meint, das „Identitätsgehäuse“ des modernen Menschen werde durch die Mächtigkeit der Wirtschaftsordnung zwanghaft bestimmt und erfordere daher eine „Unterwerfung unter ein rigides Über-Ich“während „das eigenständige kritische Ich gegen die errichtete Gewissensinstanz nur geringe Gewissensspielräume“ habe. Für die gegenwärtige pluralistische Gesellschaft aber konstatiert H. Keupp einen „Wandel von geschlossenen und verbindlichen zu offenen und zu gestaltenden sozialen Systemen“.
„Nichts ist mehr selbstverständlich so wie es ist; es könnte auch anders sein; was ich tue und wofür ich mich entscheide, erfolgt im Bewusstsein, dass es auch anders sein könnte und dass es meine Entscheidung ist, es so zu tun.“

Auch ließen sich Lebensverhältnisse nicht mehr nach den bestehenden Kategorien Zeit und Raum verorten – im Gegenteil: das Subjekt selbst wäre nun gefordert, einen aktiven Beitrag zur Konstruktion der eigenen Identität zu leisten. Jedes Subjekt habe dazu unterschiedlich ausgeprägte „materielle, soziale und psychische Ressourcen“ zur Verfügung.
Bezugnehmend auf die Untersuchung von Yasemin Dayıoğlu-Yücel (S. 187-191) gehe ich davon aus, dass Weblogs unter zwei unterschiedlichen Voraussetzungen geführt werden:
1. zur Entwicklung einer kreativen Teilidentität (was hinsichtlich neuerer Untersuchungen zur Nutzung des Internets unwahrscheinlich ist) oder
2. zur Überwindung der Alltagszwänge des reelen Lebens. Was heißen würde, dass die Teilidentitäten nie isoliert von einander betrachtet werden könnten. Oder anders – die Interaktion mit anderen im Weblog (oder anderen Formen) regt zur Reflexion mit dem Ich (bzw. Selbst) an.

Weitere Literatur zum Thema "Identitätskonstruktion": Keupp, Heiner ua.: Identitätskonstruktionen. Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne, 1. Auflage 1999, Reinbek 2006.

Protokoll zur 5. Einheit des Seminars „Vom Tagebuch zum Weblog“ geleitet von Dr. Klaus Schönberger vom 17.11.2006 / (EvaL.)

Thema der Einheit: Weblog-Formate – Zur Typologie der Blogosphäre vorgetragen von MarionM und LydiaM.

1. Im Vortrag wurde ein Überblick über die Typologie der Blogger und der Blogosphäre gegeben. Ein daraus entstandener Diskussionspunkt bezog sich auf die Frage was als Vorteil eines Weblogs im Kontext der Nutzung als Wissensmanagement-Werkzeug gilt und welche Vorteile diesem Medienformat beispielsweise gegenüber einem Forum zugeschrieben werden?
Zu dieser Thematik habe ich einen interessanten Link zu einem Weblogeintrag von Martin Röll gefunden, welcher die Frage behandelt: Weblogs vs. Foren.

Er nennt folgende Vorteile von Weblogs gegenüber Foren:

In einem Weblog habe der Autor die Möglichkeit, die Diskussion selbst kontrollieren zu können im Gegensatz zum Forum, in dem er nur gleichberechtigt mit den anderen Diskussionsteilnehmern intervenieren könne bzw. es nur dem Moderator gestattet sei, einzugreifen. Das Weblog biete die Möglichkeit die Diskussion selbst zu gestalten. (Im Falle des Knowledgeboard wird von einigen Autoren kritisiert, dass Diskussionen sich oft sehr stark vom ursprünglichen Artikel weg entwickeln würden und der Autor nur noch wenig Wert aus ihnen ziehen könne.)

Diskussionen seien wieder auffindbar. Zwar sei es in Foren normalerweise möglich, eine Historie aller eigenen Beiträge oder Diskussionen, an denen man teilgenommen habe zu erhalten, aber mit einem Weblog könne ein Autor seine Diskussionen für sich zentralisieren. Er könne an einer Stelle suchen und alle Inhalte und Diskussionen, an denen er sich beteiligt hat, wieder finden.

Mehr unter:
http://www.roell.net/weblog/archiv/2004/04/17/weblogs_vs_foren.shtml


2. Zur Fragestellung nach den unterschiedlichen Umgangsformen von wissenschaftlichen Arbeiten in Weblogs – hard scientist blogging – möchte ich auf einen für mich sehr ansprechenden Artikel verweisen. Der Beitrag Blogger und Wissenschaftler – Zwei unterschiedliche Kommuniktaionskulturen? (Link siehe unten) auf die Frage ein warum Blogger bloggen, Wissenschaftler forschen und für wen sie es tun.

http://www.media-ocean.de/2005/09/25/nachlese-zkm-tagung-iii-blogger-und-wissenschaftler-zwei-kommunikationskulturen/

Weitere Diskussionen zu dem Thema:

http://oblomow.wordpress.com/2006/02/01/akademiker-so-nicht/

http://technikforschung.twoday.net/stories/1500370/


3. Eine weitere Frage, die im Rahmen der Diskussion behandelt wurde bezog sich auf Politiker-Blogs.
Warum gibt es in Österreich zu Deutschland und Frankreich nur wenige Politiker-Blogs? Eine Übersicht der österreichischen Politiker-Blogs gab der Standard
http://edwohlfahrt.blogs.com/blogdog/2006/08/politikerblogs_.html
und ein Vergleich Österreich – Deutschland findet sich unter:
http://kuechenkabinett.org/archives/2005/09/01/politiker_blogs_in_sterreich.html

Diskutiert wurde weiters, inwiefern man sich sicher sein kann, dass diese Blogs von den Politikern selbst geführt werden? Darüber hinaus stellt sich die Frage inwieweit das Image von Politikern durch Weblogs, die einen persönlichen Ort darstellen, kombinierbar mit einem gut vermarktbaren Image sind. Durch zu persönliche Darstellungen des Politikers könnte sein Status als scheinbar unfehlbare Person angegriffen werden.

Zu dieser Thematik der Politiker-Blogs möchte ich einen weiteren Link zu einem Artikel von Jan Schmidt über Der Politblogger und sein Milieu anführen. In diesem Beitrag stellt er die zweite Studie von „Wie ich blogge?!“ vor und geht dabei näher auf die Spezies der Politblogger ein.

http://www.politik-digital.de/edemocracy/netzkultur/blogger/jschmidt_politblogs_061120.shtml


4. Ergänzend zur bereits geführten Diskussion will ich einen weiteren Denkanstoss geben. Ausgehend von der Annahme, dass das Verhältnis zwischen klassischen Medien und Blogs von einer gewissen Feindseligkeit geprägt ist, könnten Blogs für klassische Medien eine Bedrohung darstellen?
Zu dieser Thematik habe ich einen Beitrag von Michael Schuster gefunden, indem er darauf eingeht, dass es seit der Entwicklung von Weblogs eine Diskussion darüber gibt, ob Blogs Journalismus sind oder nicht. Seit Beginn dieser Diskussion sei bei Journalisten und klassischen Medien sehr viel Angst entstanden, dass Weblogs eine Revolution bedeuten könnten, die zu Lasten der klassischen Medien geht. Aus seiner Sicht ist dies allerdings nicht der Fall, da in Weblogs sehr oft sehr oft Artikel aus klassischen Medien referenziert und kritisiert werden, und so eine Art Gegenöffentlichkeit entsteht, die durch die Blogosphäre erst verbreitet werden.

Mehr unter:

http://www.semantic-web.at/10.36.56.article.michael-schuster-weblogs-koennen-als-katalysator-wirken.htm

Protokoll der 4.Einheit, am 17.11.2006:

Referentinnen: SusanneL., SandraW.
Thema: Tagebuchschreiben – Geschichte eines (weiblichen?) Kulturmusters

Trotz des Mangels an Quellen zum Thema Tagebuchschreiben, gelang es den Referentinnen einen kurzen, historischen Überblick zu geben und zahlreiche Aspekte des Tagebuchschreibens anzusprechen. Diese waren Ausgangspunkt für eine leidenschaftliche Diskussion.

Schwerpunkte in der Diskussion:
· Motive des Tagebuchschreibens
· Arten von Tagebüchern
· Tagebuch vs. Weblog
· Tagebuch bzw. Weblog als wissenschaftliche Quelle und Dokumentationsmittel

Im Referat wurde als Hauptmotiv, für das Verfassen eines Tagebuchs, die eigene Befindlichkeit genannt.
Besonders in Lebensumbruchphasen greifen Menschen auf das Schreiben von Tagebüchern und Weblogs, als Mittel zum Selbstdialog, zurück. Dabei entsteht eine innere Ambivalenz, in Bezug auf das Aufschreiben von Geheimnissen, die möglicherweise eines Tages gelesen werden könnten. Durch das Dokumentieren von Unausgesprochenem kann das Gefühl der Bedrohung beim Partner/ bei der Partnerin ausgelöst werden. In der Diskussion wurde angesprochen, dass Frauen in Tagebüchern seelische Probleme (z.B. das Ende einer Beziehung ) reflektieren und Männer zum Protokollieren und Dokumentieren neigen können. Diese Tatsache wurde aber kritisch hinterfragt.
Zitat: „Das Problem von Männern ist, dass sie glauben sie hätten keines.“

Zu den unterschiedlichen Arten der Tagebücher , wurden Reisetagebücher, das „Journal Intime“, Notizbücher (Moleskine), Traumtagebücher, Kalender und Weblogs genannt.

Bei Weblogs fließt der Aspekt mit ein, dass das Geschriebene einer, oft anonymen Öffentlichkeit zugänglich ist, welche die Möglichkeit hat, Einträge zu kommentieren. Hier hat die Selbstrepräsentation eine große Bedeutung.

In der Forschung können Tagebücher als ergänzende Quellen herangezogen werden. Dazu gibt es Tagebucharchive („Deutsches Tagebucharchiv“, http://www.tagebucharchiv.de/ ) und Publikationen von Feldtagebüchern, die mittlerweile auch in Form von Weblogs existieren.

Vom Tagebuch zum Weblog - Zum Wandel eines analogen Kulturmusters

Ein Seminarweblog aus dem Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Karl-Franzens-Universität Graz

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