Mittwoch, 10. Januar 2007

Protokoll zur 7. Einheit am 16.12. 2006

Thema:“Lesesucht“ und „Lesewut“ und Banalisierungs- und Trivialitätsverdacht. symbolischer Klassenkämpfe im 18./19. und 21. Jahrhundert (Diskurse 1-Kulturpessimismus)

Innovationen finden begeisterte Befürworter und erbitterte Gegner. Die „Lesesucht“ im 18. und 19. Jahrhundert war verbunden mit verschiedensten Ängsten seitens aller männlich dominierten Institutionen, die ihre Vormachtstellungen beibehalten wollten.
So wie sich vor einigen Jahrhunderten eine Elite durch das Lesen der Bevölkerung bedroht sah, geht es heute dem Journalismus. In der Banalisierung des Bloggens sieht der klassische Journalismus die Chance die Monopolstellung beizubehalten. Es herrscht ein Klassenkampf vor, Bourdieu würde das Klassenfraktionen nennen.
Wird nicht alles von bestimmten Gruppen banalisiert, ist es dann nicht klar, dass auch das Netz nicht davor gefeit ist? Bourdieu meinte: Geschmacksfragen sind sozial vermittelt.
Beim Banalen geht es um die Ästhetik, diese wird in der Wissenschaft ausgeklammert, sie ist nicht objektiv messbar. Wir sollten bei scheinbar banalen Weblog- Inhalten nicht nach ästhetischen Gesichtspunkten urteilen, sondern nach der Bedeutung dieser, aus unserer Sicht trivialen Inhalte fragen.
Damals stellte man die Frage: „Wer darf lesen?“(sich eigenes Wissen und eine eigene Meinung aneignen), heute: „Wer darf schreiben?“(sein/ ihr eigenes Wissen und die eigene Meinung einer breiten Öffentlichkeit mitteilen). Diese Fragen sind legitim, wenn man einen Stillstand der Entwicklung von Gesellschaften erzwingen will, dieser Stillstand ist eine Illusion und nützt niemandem.
Was damals und auch heute bewusst dazu kam oder kommt, ist der Gender Bezug, vor allem dort wo Frauen am Lesen bzw. Schreiben waren und sind, findet sich die Verniedlichung, Banalisierung oder Trivialisierung der Taten. Es ist interessant, wie diese Vorurteile und Stereotypen in einer Gesellschaft über Jahrhunderte hinweg verhaftet sind, vor allem passiert diese „Verteufelung“ immer in ähnlichen Mustern.
Eine Einteilung der Blogs in verschiedenste Kategorien ist schwierig bis unmöglich.
So können Beiträge in einem Blog mehrere verschiedene Gruppen ansprechen.
„Was ist öffentlich was persönlich?“ könnte man bei Blogs fragen und zugleich in diese zwei Bereiche einteilen oder sie nach regionalen oder gruppenspezifischen Gesichtspunkten analysieren bzw. kategorisieren.
Die wissenschaftliche Forschung thematisiert zurzeit fast nur sogenannte Filter- Blogs, die meist von erwachsenen, gebildeten Männern geschrieben werden und die zu öffentlichen Themen Stellung nehmen. Der Großteil der Weblogs, nämlich die persönlichen Online- Journale, die meist von Frauen und Jugendlichen zu privaten Themen geschrieben werden, wird im wissenschaftlichen Diskurs kaum wahrgenommen.
Auch wenn persönliche Online- Journale oft banal anmuten, sind gerade sie ein interessantes Forschungsfeld für die Volkskunde und Kulturanthropologie.

Boris G. / Barbara M.

Vom Tagebuch zum Weblog - Zum Wandel eines analogen Kulturmusters

Ein Seminarweblog aus dem Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Karl-Franzens-Universität Graz

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