"Ebay-Ethnologie", Grazer Heimatkunde, Hacken und Eigensinn
Peter Glaser, Gründungsmitglied des berühmten Chaos-Computer-Klubs erläutert uns den Begriff "Hacken" in seinem Technology-Review-Blog. Was er am Beispiel ebay und seiner Heimatstadt Graz vorführt, nennen die Nachfolgedisziplinen der Volkskunde "Eigensinn":
"Vor allem aber habe ich festgestellt, dass man bei Ebay eine Menge Dinge bekommen kann, die nichts kosten. Es ist ein eigenartiger Luxus, ähnlich wie wenn man ohne die Absicht, etwas zu kaufen und ohne Geld in der Tasche durch ein Großkaufhaus flaniert. Der fortwährende und von Zufällen bemischte Strom an Dingen, der die Ebay-Datenturbinen durchfließt, lässt sich mit den Suchwerkzeugen in feine Strömungen zerteilen. Ich betreibe damit gelegentlich Heimatkunde. Ein Wölkchen vom Suchbegriffen kommt zur Anwendung, die sich alle zum Beispiel um die Stadt Graz drehen, meine alte Heimat. Und immer wieder finde ich Dinge, die ich noch nicht kannte (und es genügt mir, sie zu sehen, ich muss sie nicht haben). Eine Postkarte aus der Kaiserzeit, auf der eine Brücke zu sehen ist, von der ich noch nie gehört habe. Der Kofferaufkleber eines Grand Hotels, in der umlaufenden Schrift “Deutsches Reich”, ein kleines Stück Authentizität. Dann noch eines, ein Erschreckendes.
Eine Postkarte des Hauptplatzes von Graz, als er Adolf-Hitler-Platz hieß (und der Stadt “in Anerkennung der Verdienste um den Nationalsozialismus” der Ehrentitel “Stadt der Volkserhebung” verliehen worden war). Statt der historischen Häuserfassaden sind nur noch wehende Wände aus roten Hakenkreuzfahnen zu sehen. Als ich in den sechziger und siebziger Jahren in Graz das Gymnasium besucht habe, ist nichts davon auch nur erwähnt worden. Danach habe ich die Postkarte auf dem Umschlag eines Buchs wiedererkannt, das ich sonst übersehen hätte, nun aber kaufte."
"Vor allem aber habe ich festgestellt, dass man bei Ebay eine Menge Dinge bekommen kann, die nichts kosten. Es ist ein eigenartiger Luxus, ähnlich wie wenn man ohne die Absicht, etwas zu kaufen und ohne Geld in der Tasche durch ein Großkaufhaus flaniert. Der fortwährende und von Zufällen bemischte Strom an Dingen, der die Ebay-Datenturbinen durchfließt, lässt sich mit den Suchwerkzeugen in feine Strömungen zerteilen. Ich betreibe damit gelegentlich Heimatkunde. Ein Wölkchen vom Suchbegriffen kommt zur Anwendung, die sich alle zum Beispiel um die Stadt Graz drehen, meine alte Heimat. Und immer wieder finde ich Dinge, die ich noch nicht kannte (und es genügt mir, sie zu sehen, ich muss sie nicht haben). Eine Postkarte aus der Kaiserzeit, auf der eine Brücke zu sehen ist, von der ich noch nie gehört habe. Der Kofferaufkleber eines Grand Hotels, in der umlaufenden Schrift “Deutsches Reich”, ein kleines Stück Authentizität. Dann noch eines, ein Erschreckendes.
Eine Postkarte des Hauptplatzes von Graz, als er Adolf-Hitler-Platz hieß (und der Stadt “in Anerkennung der Verdienste um den Nationalsozialismus” der Ehrentitel “Stadt der Volkserhebung” verliehen worden war). Statt der historischen Häuserfassaden sind nur noch wehende Wände aus roten Hakenkreuzfahnen zu sehen. Als ich in den sechziger und siebziger Jahren in Graz das Gymnasium besucht habe, ist nichts davon auch nur erwähnt worden. Danach habe ich die Postkarte auf dem Umschlag eines Buchs wiedererkannt, das ich sonst übersehen hätte, nun aber kaufte."
kschoenberger - 2. Mai, 10:35