Dienstag, 31. Oktober 2006

Protokoll der 3. Einheit

Protokoll zum Referat "Weblog-Demographie - Zur Vermessung der Blogosphäre"

Zu den Umfragen

Für das Referat wurden unterschiedliche Umfragen und Statistiken verwendet, die diskutiert wurden weil sie immer gewisse Unschärfen aufweisen. Die meisten bisherigen empirischen Weblog-Befragungen (z.B. von Jan Schmidt) bilden vor allem die aktive Szene ab. Sie haben das Manko der positiven Selbstauswahl, die Ergebnisse immer zu verzerren droht. Die ARD/ZDF-Studie ist hingegen als repräsentative Umfrage angelegt und erhebt daher einen größeren Anspruch auf Vollständigkeit. Sie erhebt zwar genauere Zahlen liefert aber noch keine spezfizierten Zahlen für das Medienformat Weblog. Zu bedenken ist, dass meistens die immer gleichen Studien herangezogen werden, das Problem dabei ist natürlich, dass es nicht viele Studien zum Thema Weblogs gibt. Wichtig zu beachten ist jedoch immer, ob es sich um eine Online- oder eine Telefonumfrage gehandelt hat.

Zur Blogosphäre einzelner Länder

Ein wesentlicher Diskussionspunkt war die die Frage, warum in einigen Ländern mehr gebloggt wird als in anderen: Hierbei wurden für unterschiedliche Länder in Europas diverse Vermutungen geäußert, die diese Differenzen erklären helfen sollen. Ein methodisches Problem der Weblogzählung dabei sei, dass die Gratisanbieter MySpace oder LiveJournal eine Vielzahl an internationalen Bloganbietern aufweisen.
  • Frankreich
    • Drei Mio Blogs in Frankreich ohne Skyblog wurden als unrealistisch angesehen, wahrscheinlicher seien 2,5 Mio inklusive Skyblog-Blogs. Interessant bei diesen Zahlen wäre aber, ob Leser und Blogger gezählt werden, und welche Definition von Blogs angewandt wurde (aktive oder auch
      nicht-aktive).
    • Im Referat und in der Diskussion wurden zunächst die Thesen vertreten, die französische Blogosphäre sei deshalb so groß, weil Franzosen traditionell mehr politisches Engagement zeigen und eine andere politische Diskussionskultur hätten als andere Nationen. Außerdem, so eine Wortmeldung, sei bereits in den 80ern in Frankreich der Ruf laut geworden, man müsse – in einem technologischen Sinne - absolut modern sein (Francois Mitterand), und so setzte sich Minitel, eine französische Vorform des Internets, im Vergleich zum deutschen BTX-System sehr viel stärker durch.
    • Ein anderer, zusätzlicher oder alternativer Gedanke war, dass Skyrock, der Betreiber des Skyblogs, dafür verantwortlich sei. Dies ist ein französischer Jugend-Radiosender, der sich in seinem Programm auf die von ihm kostenlos angebotenen Blogs bezieht, also Werbung für die Blogs bzw. in den Blogs Werbung für den Radiosender betreibt.
    • Wir werden aber zu diesem Thema auch ein eigens hierfür angesetztes Referat im späteren Verlauf der Lehrveranstaltung haben.
  • Polen und Spanien
    • Sehr bemerkenswert: in Polen gibt es laut der im Referat verwendeten Umfragen zwei Mio Blogs! Warum ausgerechnet Polen und Spanien (2 bzw. 1,5 Mio Blogs) so aktiv seien gilt es noch herauszufinden. Eventuell gibt es dort auch vergleichbare Radiosender oder Werbung in anderen Medien.
  • Slowenien
    • Die Überlegung, dass Slowenien so wenig Blogs aufweist, weil die Verbreitung des Internets noch nicht so flächendeckend sei wie in Österreich wurde sachlich in Frage gestellt.
  • Italien
    • Äuch Italien weist obschon einer vergleichesweisen frühen und aktiven (A-List)-Blogger-Szene in der Masse eine sehr geringe Anzahl an Blogs auf.
  • Schweiz
    • Die Schweiz zählt ebenfalls wenig Blogs. Überlegungen hierzu lauteten, ob es mit dem Bildungsniveau zusammenhängen könnte, da die Schweizer europaweit einen vergleichsweisen geringeren Prozentsatz an Maturanten/Abiturienten pro Jahrgang haben. Ein Argument dagegen lautete, dass unter den Jugendlichen, vor allem unter 14, viele Blogger sind. Dem wurde entgegen gehalten, dass es hier nicht um das Alter, sondern um die, soziale Herkunft (etwa im Sinne der Bildungsschicht) gehe. Eine Wortmeldung brachte die politische Kultur ins Spiel. Nämlich, dass sich die Schweiz allgemein sehr der Moderne verschließe (spätes Frauenwahlrecht, vergleichsweise spätes Englischlernen in der Schule etc.) und darum wenig Blogger hätte. Im Gegenzug würde das auch erklären, dass Polen, das sich dem Westen und der Modernisierung sehr öffnet, wiederum so viele Blogger aufweist. Allerdings – so wurde gewarnt – seien das Kulturalisierungen von Phänomenen, die überaus umstritten seien.

Zum Blog-Verhalten von Individuen

Ein weiterer wesentlicher Diskussionspunkt war die Frage, wer bloggt, wann und warum.
  • Beruf
    • Angesichts der unterschiedlichen Verteilungen zwischen Angestellten und Schülern wurde diskutiert, dass Schüler und Studierende aufgrund ihres größeren Zeitbudgets mehr Gelegenheiten zum Bloggen besitzen. Die Frage bleibt, ob die Angestellten und Schüler in der Arbeits- oder Schulzeit bloggen oder in der Freizeit. Dazu zeigt die Statistik zu den Schweizer Blogs, dass dort am Wochenende weniger gebloggt wird. Offenbar wird also vor allem in der Schule oder Firma gebloggt und weniger daheim, Vorsicht vor Verallgemeinerungen ist jedoch geboten.
  • Geschlecht
    • Umfragen vor allem in den USA ergaben, dass bei Teenagern fast immer Frauen aktiver als Männer sind, sowohl als Blogger als auch als Leser. Wir werden zu diesem Thema noch ein eigenes Referat haben, hier jedoch nur soviel als Anmerkung, dass in den früheren Umfragen zur Internetnutzung allgemein, insbesondere bei denen mit Selbstauswahl der Befragten, die Teilnehmer größtenteils männlich gewesen sind, was bei den Blogs heutzutage offenbar nicht mehr zutrifft.
    • Zum zahlenmäßig großen Unterschied zwischen Männern und Frauen bei den Teenagern und dem vergleichsweise geringen Unterschied zwischen Männern und Frauen insgesamt wurde diskutiert, inwiefern nicht allgemein geschlechtsspezifische Kommunikationsmuster verantwortlich seien. Damit sollte erklärt werden, warum mehr Mädchen bzw. vergleichsweise viele Frauen Tagebuchschreiber bzw. Blogger sind. Bei männlichen Jugendlichen wurde erwogen, dass sie andere Kommunikationsmuster in den neuen Medien (Foren, Teamspeak in Online-Rollenspielen etc.) bevorzugen.
  • Alter
    • Der Großteil der Betreiber von Weblogs sei laut den Umfragen zwischen 21 und 30 Jahre alt. Der Schluss liegt also nahe, dass das Zeitbudget eine wichtige Rolle spielt, auch der finanzielle Aspekt ist sicher nicht zu vernachlässigen. Studenten hätten sowohl mehr Zeit zur Verfügung als auch einen billigeren Zugang zum Internet.
    • Wichtig erscheint auch, dass die Identitätsfrage eine Rolle spielt, was auch ein Erklärungsmodell für den hohen Teenager-Anteil unter den Bloggern sein könnte, aber auch bei Studenten kommen wahrscheinlich, wie auch bei den unter 30 Jährigen allgemein, Fragen der Berufswahl, der Familienplanung und der Lebensziele dazu, da die Biographie noch keineswegs institutionalisiert sei.

Zusammenfassung

Die während des Seminars aufgezählten Erklärungen für die unterschiedliche Verteilung von Bloggern wurden abschließend in verschiedenen Kategorien angesiedelt:
  1. infrastrukturelle (Verfügbarkeit von Technologie, Breitbandzugäng usw.)
  2. soziale (Geschlecht, Klasse/Schicht oder Bildungsniveau, Migrationshintergrund etc.)
  3. geographische und kulturelle Argumente
  4. auch politische Argumente wären zu ergänzen (so könne man sich z.B. fragen, in welcher Weise die Zahl der Blogger auch abhängig vom politischen System ist).

Persönliches Resumee der 3.Sitzung

Weblog-Resumee-3-Sitzung (doc, 22 KB)

ps. ich konnte leider keine einsicht in den offline beitrag zu 3.sitzung nehmen, aus welchen gründen auch immer, aber möglicherweise lässt sich mein kleiner beitrag noch etwas erweitern. iriss

Auslandsstudium



STUDIUM IN SCHWEDEN
"Ein weiterer Tag im Paradies"


Zwar schon etwas älter, aber *wow*
Gefunden im unispiegel!

Führt Studiengebühr zu Prostitution?!


Studenten am Strich.
Frankreich:
Hochschüler prostituieren sich...


Mehr Infos hier!

Etwas reißerisch, typisch Krone halt!

Volkskunde bei del.ioc.us

Ich hatte in meinem Einführungsvortrag im Zusammenhang mit "Web 2.0" von del.ioc.us, dem sogenannten "Social Bookmarking" gesprochen.

Wenn wir dort unter dem Stichwort "Volkskunde" suchen finden sich derzeit 46 Einträge (vgl. a. volkskundlich = drei Einträge)


Wenn wir das Stichwort "Kulturanthropologie" eingeben, finden wir am heutigen Tag 16 Einträge. (Vgl. a. kulturanthropologisch = ein Eintrag)

"Empirische Kulturwissenschaft" ergibt einen Eintrag

Fragen zum Thema Nr.3

Hat sich jemand von Euch die Fragen und Kommentare, die während oder nach dem Referat von Thema 3 "Weblog-Demografie-Zur Vermessung der Blogospäre" aufgetaucht sind, notiert?.
Soll eigentlich entweder pro Sitzungstag oder pro Referat ein Protokoll angelegt werden? ( Also für Fr. 27.10 ein oder zwei Protokolle? )

Vom Tagebuch zum Weblog - Zum Wandel eines analogen Kulturmusters

Ein Seminarweblog aus dem Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Karl-Franzens-Universität Graz

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