Wer will Web 2.0?
Das WWW zwischen Idealismus und Kommerz
Das Platzen der Dot- Com- Blase und das Ende der „New Economy“ im Jahr 2000 war nicht das Ende neuer Möglichkeiten im und rund um das Internet. Es war in erster Linie der Bankrott herkömmlicher Geschäftmodelle in den veränderten Rahmenbedingungen des Cyberspace. Diese Schumpeter’sche Periode „kreativer Zerstörung“ scheint dabei wirklich neuen Ideen, Projekten und Geschäftsmodellen den Weg geebnet zu haben. So bezeichnet das Schlagwort „Web 2.0“ vor allem neue Nutzungskonzepte, die endlich die Besonderheiten des WWW zu nutzen beginnen: Hyperlinks, Interaktion der NutzerInnen, schöpferische Rekombination verschiedenster Inhalte und Technologien. Pioniere des Web 2.0 waren und sind Projekte wie Wikipedia, Phänomene wie die „Blogosphäre“ und Firmen wie Google, Amazon und Ebay. Die freie Enzyklopädie Wikipedia zeigt auf erstaunliche Weise Qualität und Potential gemeinsam- idealistischen Engagements zum Vorteil der gesamten Menschheit. Weblogsund Podcasts hauchen als RSS- Feeds „toten“ Links Leben ein und schaffen über ihre Vernetztheit eine Öffentlichkeit, die es sonst im weltweiten Informationschaos nicht gäbe. Die erwähnten Firmen wiederum haben begriffen, dass es in erster Linie um Service für die NutzerInnen geht. So ist die Stärke von Google nicht der Suchalgorithmus , sondern die täglich anschwellende Datenbank aus dem Netz von Google- Anwendungen inklusive kontextsensitiver Werbung. Das wahre Potential von Web 2.0 zeigen dabei erst die jüngsten Kombinationen bereits vorhandener Dienste zu immer genialeren Anwendungen: Ein Bispiel für solche „Mashups“- ein aus Hip- Hop- Kultur entlehnter Begriff für „Remixes“- ist housingmaps.com, das die age der auf craigslist.org angebotenen Wohnungen per Google Maps komfortabel zugänglich macht.
zwei Hemisphären
Gleichzeitig ist mit Web 2.0 aber keineswegs ein „Goldenes Zeitalter“ für das Internet angebrochen. Welches Antlitz sich zukünftigen Internet BenutzerInnen bieten wird, ist Gegenstand von Machtkämpfen: Schon die Beispiele zeigen die Teilung der Web 2.0- Welt in zwei „Hemisphären“: eine kommerzielle und eine (meist: demonstrativ) nicht- kommerzielle. So verweigert sich Wikipedia als eine der meist besuchten Websites der Welt- trotz größter Finanznöte- der Versuchung, auch nur irgendeine Form von Webung zuzulassen. Bei Weblogs ist die Trennung schon alles andere als scharf: Die Mehrheit der Blogger nutzt für ihre seiten Angebote kommerzieller Betreiber. Da kann es unbequemen Bloggern schnell passieren, dass ihr „Host“ mit dem Blog kurzen Prozess macht, wie das Microsoft kürzlich bei einem chinesischen Dissidenten- Blogger vorgeführt hat. Im ganzen kommerziellen Bereich: Software war gestern, was heute und morgen zählt, sind daten. Einmal gesammelt, sind Daten in der regel jeder Kontrolle unterzogen. Datenschutzgesetze haben gegen die Macht des Faktischen den Charakter von frommen Wünschen, Unternehmen wie Amazon lassen eine vollständige Löschung von Daten als Gnadenakt erscheinen.
Gegenbewegung
Die größte Gefahr für Freiheit und Zugänglichkeit des Internets erblicken aber immer mehr KritikerInnen im neuen Branchenprimus Google. Schon vor dessen Allianz mit dem US Provider AOL wurde beklagt, dass Websites außerhalb von Google geheimen Suchalgorithmus de facto nicht existieren. Ersten Gegenbewegungen wie Initiativen zur Entwicklung von Open- Source- Suchmaschinen (z.B. )war zumindest bislang kein großer Erfolg beschieden. Ein Fazit zu Web 2.0 wird dabei mindestens solange auf sich warten lassen müssen, wie die Bezeichnung „Beta“ noch die Mehrzahl an Services im Goggleversum schmückt. Das schnelle Wachstum kommerzieller wie nicht- kommerzieller Projekte lässt aber hoffen, dass die Idee eines möglichst freien Internets (noch) nicht endgültig tot ist.
Beitrag von Leonhard Dobusch, im Progress Feb.2006
Das Platzen der Dot- Com- Blase und das Ende der „New Economy“ im Jahr 2000 war nicht das Ende neuer Möglichkeiten im und rund um das Internet. Es war in erster Linie der Bankrott herkömmlicher Geschäftmodelle in den veränderten Rahmenbedingungen des Cyberspace. Diese Schumpeter’sche Periode „kreativer Zerstörung“ scheint dabei wirklich neuen Ideen, Projekten und Geschäftsmodellen den Weg geebnet zu haben. So bezeichnet das Schlagwort „Web 2.0“ vor allem neue Nutzungskonzepte, die endlich die Besonderheiten des WWW zu nutzen beginnen: Hyperlinks, Interaktion der NutzerInnen, schöpferische Rekombination verschiedenster Inhalte und Technologien. Pioniere des Web 2.0 waren und sind Projekte wie Wikipedia, Phänomene wie die „Blogosphäre“ und Firmen wie Google, Amazon und Ebay. Die freie Enzyklopädie Wikipedia zeigt auf erstaunliche Weise Qualität und Potential gemeinsam- idealistischen Engagements zum Vorteil der gesamten Menschheit. Weblogsund Podcasts hauchen als RSS- Feeds „toten“ Links Leben ein und schaffen über ihre Vernetztheit eine Öffentlichkeit, die es sonst im weltweiten Informationschaos nicht gäbe. Die erwähnten Firmen wiederum haben begriffen, dass es in erster Linie um Service für die NutzerInnen geht. So ist die Stärke von Google nicht der Suchalgorithmus , sondern die täglich anschwellende Datenbank aus dem Netz von Google- Anwendungen inklusive kontextsensitiver Werbung. Das wahre Potential von Web 2.0 zeigen dabei erst die jüngsten Kombinationen bereits vorhandener Dienste zu immer genialeren Anwendungen: Ein Bispiel für solche „Mashups“- ein aus Hip- Hop- Kultur entlehnter Begriff für „Remixes“- ist housingmaps.com, das die age der auf craigslist.org angebotenen Wohnungen per Google Maps komfortabel zugänglich macht.
zwei Hemisphären
Gleichzeitig ist mit Web 2.0 aber keineswegs ein „Goldenes Zeitalter“ für das Internet angebrochen. Welches Antlitz sich zukünftigen Internet BenutzerInnen bieten wird, ist Gegenstand von Machtkämpfen: Schon die Beispiele zeigen die Teilung der Web 2.0- Welt in zwei „Hemisphären“: eine kommerzielle und eine (meist: demonstrativ) nicht- kommerzielle. So verweigert sich Wikipedia als eine der meist besuchten Websites der Welt- trotz größter Finanznöte- der Versuchung, auch nur irgendeine Form von Webung zuzulassen. Bei Weblogs ist die Trennung schon alles andere als scharf: Die Mehrheit der Blogger nutzt für ihre seiten Angebote kommerzieller Betreiber. Da kann es unbequemen Bloggern schnell passieren, dass ihr „Host“ mit dem Blog kurzen Prozess macht, wie das Microsoft kürzlich bei einem chinesischen Dissidenten- Blogger vorgeführt hat. Im ganzen kommerziellen Bereich: Software war gestern, was heute und morgen zählt, sind daten. Einmal gesammelt, sind Daten in der regel jeder Kontrolle unterzogen. Datenschutzgesetze haben gegen die Macht des Faktischen den Charakter von frommen Wünschen, Unternehmen wie Amazon lassen eine vollständige Löschung von Daten als Gnadenakt erscheinen.
Gegenbewegung
Die größte Gefahr für Freiheit und Zugänglichkeit des Internets erblicken aber immer mehr KritikerInnen im neuen Branchenprimus Google. Schon vor dessen Allianz mit dem US Provider AOL wurde beklagt, dass Websites außerhalb von Google geheimen Suchalgorithmus de facto nicht existieren. Ersten Gegenbewegungen wie Initiativen zur Entwicklung von Open- Source- Suchmaschinen (z.B. )war zumindest bislang kein großer Erfolg beschieden. Ein Fazit zu Web 2.0 wird dabei mindestens solange auf sich warten lassen müssen, wie die Bezeichnung „Beta“ noch die Mehrzahl an Services im Goggleversum schmückt. Das schnelle Wachstum kommerzieller wie nicht- kommerzieller Projekte lässt aber hoffen, dass die Idee eines möglichst freien Internets (noch) nicht endgültig tot ist.
Beitrag von Leonhard Dobusch, im Progress Feb.2006
christinaS - 8. Nov, 10:57
Formales
solche Übernahmen aus fremden Webangeboten müssen eindeutiger gekennzeichnet werden.
Zumindeste sollte der Link der Quelle eingefügt werden:
hier:
http://oeh.ac.at/oeh/progress/114181590596/114181594112/114181915214
In diesem Fall ist das wahrscheinlich nicht problematisch, aber ansonsten ist auch auf die rechtliche Seite bei der Übernahme ganzer Artikel zu achten.